DER HEXENGÜRTEL
Einige Frauen aus Eppan gingen nach Kaltern wallfahrten. Unterwegs kehrten sie bei einer Bekannten ein und wurden von ihr bestens aufgenommen. Sie bewirtete sie herrlich und schenkte ihnen aus einer und derselben Flasche ganz verschiedene Weine, jeder nach ihrem Geschmacke, ein.
Als sie Abschied nahmen, gab sie ihnen einen schönen Gürtel
mit der Bitte, denselben der großen Glocke in Kaltern umzulegen.
Sie versprachen es und gingen weiter. Auf dem Weg fiel es ihnen ein, den
Gürtel einem Baume anzuprobieren. Gedacht, getan. Doch siehe, da
sprang der dicke Stamm von oben bis unten entzwei! Sie ließen nun
Gürtel Gürtel sein, und so blieb die Glocke, die gegen Ungewitter
gar gut ist, unversehrt. (Kaltern.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 806, S. 471