DER KAPUZINER
In einer Zelle des Kapuzinerklosters zu Eppan ist es nicht geheuer und
deshalb bleibt sie seit langer Zeit geschlossen. Den darin schlafenden
zog es die Decke fort und manchmal gab es großen Lärm. Als
einmal die Kleriker nach einer Rekreation am Schlusse des Jahres munter
über die Stiege hinaufgingen, zupfte einer seinen Vorgänger
an der Kapuze. Wie staunte er aber, als der vermeinte Mitbruder sich umkehrte
und ein Totenschädel ihn angrinste. Es war der Geist, der in der
unheimlichen Zelle spukte. (Meran.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 462, S. 261