TOTE LASSEN MIT SICH NICHT SPAßEN
Unweit des Dorfes St. Pauls, zwischen dem Kloster Mariengarten und dem
Friedhof, ist eine alte Mauer, welche einen Weinberg einschließt.
In dieser Mauer befindet sich ein großer Porphyrstein, dessen der
Straße zugekehrte Außenseite gar wunderliche Zeichnungen trägt.
Die Leute sagen, es seien Abdrücke von Gedärmen und knüpfen
folgende Sage daran: Ein Saltner (=Feldhüter zur Zeit der Traubenreife)
beging einst eine frevelhafte Tat, indem er aus purer Bosheit einmal zur
Nachtzeit in den nahen Friedhof hineinschoß. Sofort kam einer der
Toten aus dem Grabe, eilte auf den Frevler zu und drückte ihn mit
solcher Gewalt an die Mauer, daß die Abdrücke seiner Gedärme
noch heute an dem Stein leicht erkenntlich sind. (Dieser Stein befindet
sich in der Mauer rechts von der Straße, wenn man die "Paulsner
Höhle" erstiegen hat.)
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 472