Volks-Etymologie Entiklar, Kurtatsch und Pinzon
In seiner 1969 erschienen Sammlung von "Volkserzählungen aus Südtirol" reihte Hans Fink eine Erzählung mit dem Titel "Die Arche Noah" ein. Sie stellte eine Niederschrift der weit verbreiteten "Volksetymologie", also der anscheinend vom "Volke" gegebenen Erklärungen, der Namen von Entiklar, Kurtatsch und Pinzon dar.
Die Erzählung schildert wie Noah mit seiner Arche von Bozen südwärts gegen Salurn gesegelt und in der Leschentaler Mulde gestrandet ist. Noah hätte dabei ausgerufen: "Endlich klar" und die Bewohner der Landschaft, die "morgenländisch" nicht verstanden, glaubten, er habe Entiklar gesagt. So nannten sie diesen Ort Entiklar.
Doch dann kam wieder ein Unwetter, und die Arche wurde weitergetrieben. Als sie erneut strandete, stieg als erstes Noahs Sohn Japhet aus, der prompt in einen Kuhfladen stieg. Die Bewohner des Landstrichs teilten ihm mit, er sei in einen "Kuhtatsch" gestiegen, und das war es, was Japhet seinem Vater mitteilte, sie seien in "Kuhtatsch" gelandet. Noah verstand aber "Kurtatsch" und gab somit diesem Dorf seinen Namen.
Doch die Flut hob sich wieder, und die Arche fuhr weiter nach Norden. Als sie wiederum Land berührte, und ihm sein Sohn Cham berichtete, draußen scheine die Sonne, und es wüchsen hier Trauben und Feigen, erklärte Noah die Sintflut für beendet und befahl seinem Sohn Cham, die Arche sicher festzubinden: "Bind's an!". Aber auch die Bewohner dieser Gegend verstanden die Sprache Noahs nicht. Daher nannten sie ihren Ort von nun an "Pinzon."
Quelle: Haid Oliver, Montaner Sagen - Mataner Gschichtn. Erinnerungen aus dem Arkadien Tirols. In: Schützenkompanie Montan (Hg.): Montaner Dorfbuch. Montan 2003. S. 10