DAS GEHEIMNISVOLLE LICHTLEIN BEI DER ST.-JAKOBS-KIRCHE IN KASTELAZ BEI TRAMIN
Die St.-Jakobs-Kirche auf dem Hügel Kastelaz oberhalb von Tramin war einst ein gern aufgesuchter Wallfahrtsort. Wie man in einer alten Chronik lesen kann, geschahen hier auch allerlei Wunderzeichen, und es war außerdem üblich, nicht mit den Schuhen, sondern nur barfuß um den Altar zu gehen.
Besonders auffällig aber war seinerzeit die Erscheinung von drei
Lichtlein, die bei schweren Gewittern am Turm der Jakobskirche zu sehen
waren. Die alte Chronik berichtet: Wenn schwere Gewitter einfallen oder
es hageln will, so kommen drei Lichtlein von Castelfeder oder Neumarkt
über das Tal herüber und lassen sich zuoberst auf der Spitze
des Kirchturmes nieder, steigen sodann auf und ab, bis unter das Geläute
zu einem gelben Kreuz, das hinter dem Chor auswendig angemalt ist und
sich weder wegputzen, noch auch erneuern läßt, wie man sagt.
Sobald man die drei Lichtlein auf dem Kirchturm auf- und niedersteigen
sieht, hört man rundum mit dem Wetterläuten auf, denn das Volk
glaubt und hält für gewiß, daß das Wetter nun keinen
Schaden mehr tut. Aber nicht alle können diese geheimnisvollen Lichtlein
von Kastelaz sehen, wie man sagt - denn wer ein großer Sünder
ist, dem bleiben sie unsichtbar. Wenn das Wetter wieder besser wird, verschwinden
auch die Lichtlein wieder. Man hält es für ein gutes Zeichen,
wenn man diese Lichtlein sieht.
Soweit die alte Chronik.
Quelle: Wolkenstein, Marx Sittich von, Landesbeschreibung von Südtirol. Verfaßt um 1615, herausgegeben als Schlern-Schrift Nr. 34, Innsbruck 1936. S. 137 u. 205 f.