DAS KNUIDLWEIBELE
Schloß
Auer, erbaut im 13. Jahrhundert
© Dr.
Dietrich Feil
In einem sehr alten Haus in Auer, das ursprünglich ein Schloß
gewesen sein soll, haust in den großen, tiefen Kellern eine unheimliche
Erscheinung, das "Knuidlweibele" (Knuidl = Knäuel). Es
ist dies der Geist einer ehemaligen, sehr hartherzigen Schloßherrin.
Zuweilen zeigt sich derselbe als eine Frau in weißen oder auch Trauerkleidern
mit schwermütigem Gesichtsausdruck, zuweilen aber als eine Kugel
in Form eines Knäuels, an dem man deutlich zwei Augen bemerken kann.
Vor Jahren sollen einmal mehrere beherzte Burschen diesen Geist mit Steinwürfen
bis in das Schloß Leiter verfolgt haben. Das Knuidlweibele ist besonders
von den Kindern sehr gefürchtet, weshalb manche Mutter in Auer ihren
widerspenstigen Kindern zu drohen pflegt: "Ich geh' ums Knuidlweibele."
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 479