DR. MARTIN LUTHER
Als Martin Luther zum Concilium nach Trient wollte, war er schon nicht
mehr weit von dieser Stadt. Da fragte er ein altes Weib, das ihm begegnete,
ob das Konzil schon angefangen habe, und was die Bischöfe machten.
"Lang schon", antwortete das Mütterchen dem Pater, "und
jetzt tun sie in einem großmächtigen Kessel öl sieden
für den Dr. Luther, um ihn zu brühen, sobald er kommt."
Luther kehrte um und aß zu Salurn Mittag. Da erkannte ihn jemand,
und er fühlte sich des Lebens nicht mehr sicher. Nun verließ
er eiligst das Dorf und ist das Essen - andere sagen: die Würste
- noch immer schuldig. Auf dem Rückweg nach Deutschland hielt er
sich einige Zeit im Schloß Anger bei Klausen auf, wo er gute Freunde
hatte. (Etsch- und Eisaktal.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 990, S. 568