Das Marienbild von Neumarkt an der Etsch
In der Kapuzinerkirche zu Neumarkt wird seit dem 17. Jahrhundert ein
Gnadenbild der Gottesmutter, eine aus Holz geschnitzte Statue, verehrt,
die sich früher in Böhmen befand.
Als im Jahre 1619 Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz von den protestantischen
Böhmen, die Kaiser Ferdinand II. absetzten, zum König von Böhmen
erwählt worden war, richtete sich die Wut der Bilderstürmer
gegen zahlreiche Heiligtümer und insbesondere gegen Darstellungen
der Gottesmutter Maria. Dabei fiel das erwähnte Gnadenbild in die
Hände der Ketzer, welche die Holzstatue ins Feuer warfen und vierundzwanzig
Stunden lang den Flammen überließen, damit das Bild ja sicher
zu Staub und Asche verbrenne. Doch Maria schützte ihr Bildnis. Die
Statue trotzte der Zerstörungswut des Elementes und blieb unversehrt.
Nach der siegreichen Prager Schlacht, in welcher der Bayernherzog Maximilian
den Kurfürsten Friedrich aufs Haupt geschlagen, erbaten sich die
Kapuziner als Feldkapläne des Herzogs das wunderbar erhaltene Marienbild.
Die Statue wurde den Patres unter der Bedingung zum Geschenk gemacht,
daß sie in die erste Klosterkirche komme, die neu erbaut würde.
Nun wurde im Jahre 1620 das Kapuzinerkloster samt Kirche zu Neumarkt an
der Etsch errichtet. Es erhielt als kostbaren Besitz das Gnadenbild, das
seither, insbesondere bei Feuersbrünsten, oft des Himmels Hilfe erfleht
hat.
Quelle: Paulin, Karl, Die schönsten Sagen aus Südtirol, Innsbruck 1947, S. 230