DAS PUNGGA-MANNL
Wo der Weg nach Margreid sich längs des Berges nach Aichholz zieht und die Feldmarken der drei Gemeinden Margreid, Kurtinig und Salurn sich berühren, führt die einsame Gegend den Namen Punggl. Ehemals Gemeindegrund, ist sie nun in dreißig Parzellen geschieden, welche den Namen Pungglteile führen. Hier erblickt man nicht weit am Berge oben eine kleine Felspyramide, bei der sich das Pungga-Mannl aufhält. Von diesem erzählt man sich folgendes:
Lange war jene Gegend der Zankapfel zwischen Margreid und Salurn, bis man endlich dahin kam, die Entscheidung den Geschworenen einer fremden Gemeinde zu überlassen. Einer von diesen, namens Pungg aus Kurtatsch, füllte seine Schuhe mit Margreider Erde und steckte seinen Eßlöffel in den Hut, dann schwor er an Ort und Stelle: "So wahr der Schöpfer ober mir ist, steh' ich auf Margreider Erde." Seitdem galt der Boden als Eigentum der Margreider.
Pungg fand aber weder hier noch dort Ruhe und muß an der Stätte
des Meineides umgehen. Wenn Kinder in jene Gegend gehen müssen, sagt
man zu ihnen: "Kommt bald und haltet euch nirgends auf, sonst kommt
das Pungga-Mannl und vertragt euch."
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 377, S. 221