Der Teufel holt einen Tänzer
In Neumarkt in Südtirol steht in einer schönen Ebene inmitten herrlicher Wiesen und Weingärten ein stattliches, aber einsames Haus, welches schon seit langer Zeit unbewohnt ist. Niemand wagt zur Nachtszeit dort zu bleiben, und es wird nur zum Aufbewahren der Feldfrüchte benützt. Dies kam so: Eines Abends hatten sich daselbst viele leichtsinnige junge Leute versammelt und tanzten bis tief in die Nacht hinein. Auf einmal erschien der leibhafte Satan mit fürchterlichem Gepolter. Die Lichter erloschen, und die Gesellschaft, von Schrecken und Entsetzen erfaßt, rannte dem Thore zu und entfloh.
Die letzte Person aber kam nicht mehr zum Vorscheine; man sagt, Satan habe sie mit sich in die Hölle genommen. Seit dieser Zeit hört man in jenem Hause während des Aveläutens ein Gerassel wie von schweren Ketten, welche die Stiege herabgeschleppt würden.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 526