TOTENPROZESSION IN TRAMIN
In Tramin befindet sich der Pfarrfriedhof außerhalb des Dorfes,
und zwar bei der kleinen St.-Valentins-Kirche. Dieser Umstand scheint
den Toten nicht so ganz zu gefallen, denn in bestimmten Nächten steigen
sie um Mitternacht aus ihren Gräbern und ziehen prozessionsweise
in die Pfarrkirche hinauf, wo sie einen nächtlichen Gottesdienst
halten und dann gegen Morgen wieder in ihre Ruhestätten zurückkehren.
Man erzählt auch, daß mehr als einer schon diese nächtliche
Totenprozession mitangesehen habe; doch alle diese Leute starben bald
darnach.
Quelle: Menghin, Alois, Aus dem deutschen Südtirol. Mythen, Sagen, Legenden und Schwänke, Sitten und Gebräuche, Meinungen, Sprüche, Redensarten etc. des Volkes an der deutschen Sprachgrenze. Meran 1884. S. 87