DER UMGEHENDE SCHUSTER
Oberhalb Morter steht ein Feldkreuz. Als dort einst der umgehende Schuster
vorbeikam, schaute er hinauf zum Gekreuzigten und meinte, es stünde
der leibhaftige Christus vor ihm, den er ans Kreuz schlagen half und daher
zur immerwährenden Wanderung um die Welt verurteilt worden war. Der
Schuster stand und stand tiefbewegt davor und konnte sich kaum vom Kruzifix
trennen. Als ein Morterer es wagte, ihn anzureden, da sagte er, daß
er noch kein Bild getroffen habe, das Christus so ähnlich sehe wie
dieses.
Quelle: Winkler, Robert, Volkssagen aus dem Vinschgau, Bozen 1968. S. 194