O HEILIGES KREUZ!
Einmal war der alte Unterwenter vom Partschinser Sonnenberg noch nach
Mitternacht auf dem Heimweg. Vor dem Montbloner Hof begegnete ihm ein
Bock, den der Bauer gemütlich streichelte. Das Vieh ging eine Weile
dem Alten nach, jählings aber fuhr es ihm zwischen die Beine, hob
ihn auf, und im Sturm ging es nun in der rabenschwarzen Nacht über
Stock und Stein davon. Das wurde dem Bäuerlein doch zu dumm, und
er rief voller Angst: "O heiliges Kreuz! Dös Ding geht durch!"
Daraufhin warf ihn der Bock ab. Als es Tag wurde, konnte sich der gute
Unterwenter in der ganzen Gegend bei Haut und Haar nicht zurechtfinden.
Als er nachforschte, wo er denn eigentlich hingeraten wäre, sagten
ihm die Leute: "Ins Inntal!"
Quelle: Winkler Robert, Volkssagen aus dem Vinschgau. Bozen 1968. S. 248