DIE SCHLOßFRAU VON HOCHGALZAUN

Als der Adel im Etschland sich durchaus vor dem Landesfürsten nicht beugen wollte und die treuen Anhänger desselben beraubte und verfolgte, beschloß Herzog Friedrich zuerst die Starkenberger zu demütigen. Er zog deshalb vor das Schloß Hochgalsaun, das ihnen gehörte, und belagerte es, da er es wegen seiner Festigkeit nicht im Sturm nehmen konnte. Als im Schloß die Not aufs höchste gestiegen war, erflehte die Edelfrau von Hochgalsaun, die eine Schlandersbergerin war, freien Abzug mit dem, was sie tragen könne. Sie zog alsdann mit ihrem Herrn auf dem Rücken und den wichtigsten Schriften in der Schürze von der Burg herab. Friedrich gewährte edelmütig den Durchzug, ließ aber das Schloß von Grund aus zerstören. (Schlanders.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 973, S. 556