"HUSCH, HUSCH, KALT, KALT!"
Zu einem der Höfe von Tarnell - einem Dorf unweit Laas gelegen - kam früher oft und oft ein Nörggele. Und zwar begab es sich immer in die Küche und zum offenen Herd dort, hielt seine Händlein zum Feuer hin, rieb sie dabei vergnüglich und murmelte in seinen struppigen Bart: "Husch, husch, kalt, kalt!"Nachdem es sich ein wenig gewärmt hatte, eilte es wieder hinaus und murmelte dabei wiederum: "Husch, husch, kalt, kalt!"
Die Bauersleute hatten zwar nichts gegen den Kleinen, nur daß er immer so stank nach dem und jenem, das störte die Bäuerin allmählich immer mehr. Und so beschloß sie denn auch, mit dem Männlein abzufahren. Jemand riet ihr, den ganzen Herd voll Asche zu streuen und darin, soviel wie möglich Eierschalen aufzustellen. Das tat sie auch, und als das Männlein wieder kam und die vielen Eierschalen erblickte, war es ganz überrascht, hielt aber doch seine Händlein über den kalten Herd, rieb sie und murmelte dabei:
"Husch, husch, kalt, kalt!
I denk jetz den Tarneller Wald
neunmal jung und neunmal alt.
Obr dös han i neu nia 'it g'heart:
sou viele Hafelen af uen Heard!"
Darauf ging das Tarneller Nörggele fort und war das letztemal dagewesen.
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Innsbruck 1859, S. 62 f.