DAS "KNAPPALOCH"

Nicht weit vom Dorf Taufers heißt ein Stück Berg "das Knappaloch". Dort rastete eines Tages, arm, müde und durstig, ein Bäuerlein, welches noch einige Fichtenstämme umhauen wollte. Während er so dasaß, sah er plötzlich vor sich eine schöne Frau, die ihm sagte, in dieser Gegend liege viel Gold und Silber, sie wolle ihm den Weg dazu zeigen, wenn er sich eine halbe Stunde ganz ruhig verhalte - es würde ihm und seinen Kindern dadurch großer Reichtum zuteil!

Freudig sagte das arme Bäuerlein zu und daß es still sein wolle, wie ein Mäuslein, und sich gar nicht rühren werde. Die Frau verschwand. Plötzlich kam eine Menge kleiner, schwarz gekleideter Männlein, jedes einen "Gratten" (Karren) vor sich herschiebend und gerade auf den Baumstrunk zusteuernd, auf dem das Bäuerlein saß. Dieses dachte nicht mehr an sein gegebenes Versprechen und wollte gefällig ausweichen, indem es sich erhob, weiter ging und noch sagte: "So, jetzt fahrt wegen meiner!" Kaum hatte er es gesagt, da verschwanden die kleinen Männlein samt den Karren, und das Bäuerlein stand wieder arm, müde und durstig neben seinen Fichten.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 704