DAS NÖRGL AUF DER LATSCHER BRÜCKE
Auf der Latscher Brücke läßt sich auch heutiges Tages
noch oft ein Nörggele sehen. Es war ein kurzes, wampetes Ding und
hat immer ein feuerrotes Leibl an. Es geht den Leuten freundlich zu und
sagte immer: "Husch, husch, husch!" Wenn es jemand in die Arme
faßt, so greift er zuerst etwas lindes, hat aber alsogleich nichts
mehr in Händen. So setzte sich das Nörglein auch einmal auf
einen Heuwagen, der unter dem Brückendach unterstand, und als es
die Leute anfassen wollten, so war es verschwunden. Und wie gesagt, ist's
auch heutiges Tages nichts seltenes, daß sich das Latscherbrückennörgl
sehen läßt. (Bei Meran.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 127, S. 77