DAS MÖRDERHAUS
In diesem einsamen Wirtshaus trieben einst Räuber ihr Handwerk. Sie hatten schon viele Raubmorde auf ihr Gewissen geladen, als sie die verdiente Strafe traf. Auf den Wiesen, die ober dem Haus sind und damals nach Tartsch gehörten, waren einmal nachts der Besitzer und dessen Sohn mit Wässern beschäftigt. Da drang plötzlich aus dem Wirtshaus ein jämmerliches Geschrei zu ihren Ohren, das sich gegen den See hinzog und endlich mit einem lauten Plumpse in denselben endete. Sie horchten noch, als die Räuber, die das Feuer der Wässerer gesehen hatten und sich verraten sahen, herbeieilten, um Vater und Sohn unschädlich zu machen. Diese suchten ihr Heil in der Flucht. Der Sohn entkam glücklich in den Wald, der alte Vater war aber bald eingeholt. Er wurde befragt über dieses und jenes, er antwortete aber jedes Mal: "Hör nit."
Da glaubten die Räuber, der Alte sei stocktaub, und ließen
ihn seiner Wege gehen. Der Bauer ging noch in derselben Nacht vor Gericht
und machte die Anzeige. Alsogleich wurde gegen das Mörderhaus gezogen,
dasselbe umzingelt und das Gesindel festgenommen. Die Räuber mußten
ihre Mordtaten bekennen und wurden auf dem Tartscher Bühel vom Leben
zum Tode hingerichtet. Das Wirtshaus an der Absetzbrücke aber wurde
zerstört. Die Räuber gehen aber noch als Geister im Walde um.
(Burgeis.)
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 1004, S. 575