DIE MUTTERGOTTES AM RAIN
So wird das Gnadenbild genannt, welches in der Pfarrkirche zu Schlanders
verehrt wird und Maria kniend mit gefalteten Händen vorstellt. In
alter Zeit war es in der Totengruft, einer unterirdischen Kapelle, aufgestellt.
Als zur Zeit der großen Pest der Mesner einmal morgens die Pfarrkirche
öffnete und dann Ave-Maria läuten ging, sah er besagtes Gnadenbild
an den Stufen des Hochaltars kniend beten. Wie er vom Turm zurückkam,
war das Bild wieder verschwunden und stand an seinem alten Platz in der
Totengruft. Seit diesem Morgen war die Macht der Pest durch die Fürbitte
der Gottesmutter gebrochen. Zum Dank übertrug man das Gnadenbild
feierlich in die Pfarrkirche, wo es heute noch steht.
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 892, S. 517