Tatsächliche Begegnungen mit Schlangen
Graswürmer oder
Schmalzwürmer finden am Sonnenberg ideale Lebensbedingungen. Früher
glaubte man, sie hätten spitzige, giftige Zähne, inzwischen
weiß man, dass es sich um harmlose Tiere handelt. Meist fliehen
sie vor den Menschen, nur in Ausnahmefällen nehmen sie drohende Gebärden
an. Wohl jeder erschrickt heftig, wenn er sich plötzlich einem solchen
Wurm gegenübersieht und allzu oft endete die Begegnung mit der sofortigen
Vollstreckung des Todesurteils.
Einmal lag eine große
Natter an der Schwelle der Haustür am Höflhof und wollte nicht
weichen. Ein anderes Mal hatte sie, sehr zum Schrecken der Bewohner, das
Stiegengeländer umringelt.
Mit Schaudern erzählte
Frau Barbara Platzgummer, wie sie im Äuelehaus auf der Lahn unter
ihrem Federbett eine zusammengerollte Schlange vorfand. Das schlummernde
Tier bemerkte sie erst, als sie ins Bett stieg. Nachher hatten wir Kinder
damals öfters unter die Bettdecke gegriffen, um uns zu vergewissern,
ob nicht auch eine Schlange auf uns wartete.
Auf dem Ladurnhof
verirrte sich einst ein Schmalzwurm in den Kamin und geriet in den Kochtopf
auf der offenen Herdstelle. Darin wurde das fast alltägliche Sauerkraut
gekocht. Die Bäuerin entfernte mit Schaudern die bereits tote Schlange
aus dem Topf. Nach dem Essen wollte sie wissen, wie das Kraut heute geschmeckt
hätte und erzählte von dem Vorfall. Einen Knecht packte derart
das Grausen, dass er daran starb.
Quelle: Sage, Brauchtum und Geschichten in und
um Naturns. Maria Gerstgrasser. Naturns 2003. S. 104