Hans, der Fieger
Auf dem Schlosse Dorns- oder Tarantsberg saß einst Ritter Hans, genannt der Fieger. Er war ein Lebemensch, und als solcher liebte er einen stets vollen Humpen Wein, eine aufregende Jagd und einen feisten Eberbraten und Bärenschinken auf dem Tisch, einzig seine Untertanen, die Bäuerlein, liebte er nicht. Er war ein Bauernschinder, wie man weit und breit keinen zweiten kannte. Sein Haß gegen die Bauernschaft hatte so tiefe Wurzeln geschlagen, daß er auch nach seinem Tode als Spuk die Bauern drangsalierte. Was half es, daß sie von ihm sagten, als er gestorben war: Fieger ist tot, das hat der Himmel gefügt, jetzt haben wir endlich Ruhe vor dem Leuteschinder, und sie bekreuzten sich bei der Nennung seines Namens.
Immer wieder geschah es, daß der Geist Hans Fiegers daherfuhr,
sobald ihn jemand beim Namen nannte, und dem Vorlauten einen so derben
Hieb auf den Kopf versetzte, daß der Getroffene taumelte und mehr
als einmal das Aufstehen vergaß.
Quelle: Winkler Robert, Volkssagen aus dem Vinschgau. Bozen 1968. S. 335.