Gupf, gib dem Letzten an Schupf!
Als redlicher Hüter der Burg Hochnaturns genoß der Gupfete weitum gewaltiges Ansehen nicht nur im Leben, sondern auch nachdem Ritter Kosmas längst gestorben war. Als einmal ein paar angeheiterte Männer von einer Törggelepartie zu später Stunde auf einem Feldweg unterhalb der Burg schwankend heimkehrten, da rief ein Waghalsiger zu seinen Zechkumpanen zurück: "Gupf, gib dem Letzten an Schupf!" Im gleichen Augenblick waren schwere Schritte zu hören und wie im eiligen Lauf kam ein Säbelgerassel immer näher. "Der Gupf, der Gupf!" schrien alle auf und stürzten in gewaltigem Schrecken davon. Die haben den Gupfeten sicherlich ihr Lebtag nicht mehr angerufen.
Heute noch rufen sich die Kinder in Naturns zu: "Renn, sonst holt dich der Gupf!", wenn sie nach Dunkelwerden unterwegs sind.
Quelle: Winkler Robert, Volkssagen aus dem Vinschgau. Bozen 1968. S. 329.