Käfersberg
Oberhalb des berühmten Sankt-Prokulus-Kirchleins in Naturns, allwo sich irische Mönche, vor mehr als tausend Jahren, durch ihre einzig erhaltene Wandmalerei ein unvergängliches Ruhmesmal gesetzt haben, liegt auf einem sanften Bergausläufer der Bauernhof Käfersberg. Als dort vor langer, langer Zeit einmal der Bauer Nüsse drosch, kam ein in Lumpen gehüllter Bettler daher, der einen Klumpfuß hatte und einen ringsum mit Hennenfedern bespickten Hut zu tragen pflegte, weshalb er von jung und alt "der Federhut" genannt wurde. Die Bauern hielten ihn für einen Hexenmeister, weshalb sie den in regelmäßigen Zeitabschnitten immer wiederkehrenden Strolch reichlich mit Almosen beschenkten. Der Hofbesitzer mochte Tagediebe aber gar nicht leiden und schrie deshalb den Nüsse bettelnden Federhut erbost an: "Schau, daß du weiterkimmst, du Haderlump, du Erzfaulenzer und Giggerdieb du!" Das war aber dem sonst sicherlich nicht verwöhnten Federhut denn doch des Guten zuviel. Er fuhr vor Zorn schier aus der Haut, schnaubte Wut und Rache, rollte die Augen, stampfte im Grimm mit seinem Pferdefuß auf die Erde und stieß feierlich folgende üble Verwünschung aus: "In Zukunft sollen dir, du Klemmer, die Zulln alle drei Jahre deine Nußbam radikal ofressen!" Die vom Federhut gerufenen Quälgeister kamen wirklich und bis heute immer wieder in den anbefohlenen Zeiträumen. Seit dieser Maikäferplage heißt der Hof "Käfersberg" .
Quelle: Winkler Robert, Volkssagen aus dem Vinschgau. Bozen 1968. S. 336 f.