DER GEIST IM SCHWEINESTALL

In Mals hörte einst ein Bauer in seinem Schweinestall hinter dem Haus um Mitternacht einen so gewaltigen Lärm, daß er sich hinaus begab, um nachzusehen. Da erblickte er im Stall seine verstorbene erste Frau, welche mit einer Rute auf die Schweine einhieb, daß die Tiere entsetzt durcheinanderliefen und die Wände hinaufsprangen.

Der Bauer rief die Verstorbene an und sagte: "Was tust du da bei den Schweinen?" Die Frau antwortete: "Ich habe bei meinen Lebzeiten den Schweinen gegeben, was ich armen Leuten geben sollte, und kann nur dann Ruhe finden, wenn ich die größte Sau in meine Gewalt bekomme. Überlaß mir freiwillig das Tier, dann will ich davongehen und nicht mehr wiederkommen." Der Bauer sagte: "Die Sau magst du wohl haben, wenn dir damit geholfen ist." Sogleich setzte sich die Frau auf das verlangte Tier und ritt auf demselben fort und in den nahen Bach hinein, wo sie damit verschwand.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 464