DER "TUIFLSTOAN"

Hinter dem Dorf Taufers öffnet sich das Avingatal, und fast in der Mitte dieses Tales sieht man in einer Almwiese einen auffallend großen Stein von halber Mannshöhe. Auf dem Steine findet man fünf ziemlich tiefe Löcher, über deren Entstehung folgende Sage geht:

Das wildromantische und grasreiche Avingatal wurde einst, durch herabgestürzte Muren und Lawinen gänzlich verwüstet, ein Stein- und Erdhaufen, so daß die Tauferer Bauern keine Weide für ihre Kühe mehr hatten. Da wanderte eines Tages eine fromme Frau durch diese Einöde, bedauerte die armen Bauern und betete um Hilfe zu Gott.

Plötzlich stand vor ihr ein riesig großer Mann von fürchterlichem Aussehen und erbot sich, das Tal von Schutt und Steinen zu reinigen, während sie ein Vaterunser bete. Gelinge ihm die Arbeit in dieser Zeit, so gehöre als Lohn ihre Seele dem Teufel, wenn nicht, so möge sie frei ihres Weges gehen. Die Frau sagte ja und fing an zu beten, während sich der wilde Lotter an die Arbeit machte. Die Hälfte des dritthalb Stunden langen Tales war bereits bloßgelegt, und der Riese schlug eben die eine seiner gewaltigen "Tatzen" in jenen Enzkofel mit den Löchern, als die Frau schon "sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen" betete.

Der Riese verschwand, die Frau hatte die Wette gewonnen, und jener Stein trägt außer den Teufelsspuren seither auch den Namen "Tuiflstoan".

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 704