DER TURM HELFMIRGOTT

Dieser Turm stand in der Nähe der Schlösser Rotund und Reichenberg und hatte seinen Namen von folgender Begebenheit. Ein Ritter hatte lange vergebens einem schönen Bauernmädchen nachgestellt. Als er alle seine Lockungen vereitelt sah, ließ er sie aufgreifen und in den Turm bringen. Schon hoffte er am Ziele zu sein - doch umsonst. Denn wie ihr jeder Ausweg verschlossen zu sein schien, da eilte das Mädchen - vom Ritter verfolgt - ins obere Geschoß des Turmes hinauf und stürzte sich von dort oben mit dem Schrei "Helf' mir Gott!" in die Tiefe.

Und siehe! Gott hatte sie wirklich beschützt. Denn unverletzt stand die Jungfrau auf und eilte von dannen. Dem Ritter aber gingen die Augen auf, als er dies sah, er begann einen anderen Wandel und lebte fortan als reuevoller Büßer. (Taufers.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 833, S. 488