DAS WEGKREUZ VON LICHTENBERG

Im März 1799 unternahm von Glurns aus ein Trupp Franzosen eine Streifung am rechten Etschufer abwärts gegen Lichtenberg. Schon wurden sie in der "Gul" gesehen - das ist ein tiefer Murgraben zwischen "Platzgangl" und Lichtenberg - und in Lichtenberg brach der Jammer aus. Denn nun konnte der grausame Feind jeden Augenblick kommen. Aber sieh:

"Bis dahear und nit weiter
kemmen die französischen Reiter!"

donnerte es plötzlich den anrückenden Franzosen entgegen. Der Gekreuzigte im Wegkreuz war es gewesen, der diese Worte ausrief, und wie zur Bekräftigung streckte der Herrgott befehlend seine Zeigefinger aus. Die Franzosen packte wilde Furcht, und sie kehrten sogleich um. So hat der "Herrgott in der Gul" damals Lichtenberg vor dem Feind gerettet.

Quelle: Klaus Sepp, "Geschichte" im Volksgedächtnis. Der Schlern, 1924, 27 - 29, S. 28