WILDE LEUTE ALS DIENSTBOTEN
In alter Zeit dienten auf den abgelegenen Bauernhöfen des Stilfser Tales oft Wilde Leute. Was diese unternahmen, gelang stets, weshalb die Bauern mit solchen Dienstboten sehr zufrieden waren, sobald man aber deren Namen entdeckte, verließen sie das Haus.
Der alte Fierer in Trafoi hatte auch eine solche Magd. Eines Tages hatte
er von Stilfs ein Joch abgeholt und befand sich auf dem Heimwege. Als
er zur Fichte kam (das war eine Totenrast), da hörte er eine Stimme,
welche sprach: "Du, Jochträger, sag zum Fliegenstietz, die Neurinde
sei gestorben." Beim Nachtessen erzählte der Bauer, was er bei
der Fichte gehört hatte. Da stand die Magd auf, verließ die
Stube und wurde seitdem nicht mehr gesehen.
Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg Franz Innerhofer, 5 Bände, Meran 1906 / 1911, I, 4/20