Die zwölf Reiter
Auf der Malserhaide [Maler Heide] hörte man früher oft die
wilde Fahrt durch die Luft brausen. Gewöhnlich ließ sie sich
um Martini hören. Das Merkwürdigste hat sich aber in Glurns
ereignet. Am Martiniabend kamen zwölf Männer angeritten, machten
beim Wirthshause [Wirtshause] Halt und verlangten Trinken und Essen. Als
sie sich am Weine gütlich thaten [sic] und der Braten bald aufgetragen
werden sollte, kam der Hansknecht blaß zum Wirthe [Wirte] und theilte
[sic]] ihm mit, daß im Stalle zwölf Böcke stehen. Der
Wirth gebot ihm Schweigen und behandelte die Gäste noch aufmerksamer,
denn zuvor. Sie ließen sich bei Tische wohl sein, bis es gegen Mitternacht
gieng [sic]. Da verlangten sie die Rechnung. Während sie zahlten,
bemerkte der Wirth zufällig, daß die fremden Herren Bockfüße
hatten. Sie giengen dann hinunter, wo die Pferde bereit standen, und bestiegen
dieselben. Wie staunten aber Wirth und Hausknecht, als die in Pferde verwandelten
Böcke mit ihren Reitern in die Luft stiegen und mit Saus und Braus
davonfuhren, daß man den Lärm weithin hörte. Da verstand
der Wirth erst, daß es der Teufel gewesen, und war herzensfroh der
höllischen Gäste los zu sein. (Bei Glurns.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 21, S. 13f