DER UNHEIMLICHE HEINZEL
In der Flagge, einer Alm die dem "Peißer" in Mittewald gehörte, wußten Hirten in ihrem Übermute nicht, was sie treiben sollten. Da schnitzten sie aus Zirbenholz einen Mann und hießen ihn Heinzel. Blieb etwas vom Essen übrig, stellten sie es dem Heinzel vor und sagten: "Da, Heinzel, hast was, friß jetzt!"
Da hob der geschnitzte Mann zu essen an und fraß sich nie genug,
rollte, wenn er nicht genug hatte, die Augen und reckte eine lange Zunge
heraus. jetzt fürchteten sich die Hirten und klagten ihre Not dem
Geistlichen. Dieser aber wußte kein Mittel und ging nach Brixen
zum Bischof, und der sagte, sie sollten ein Stierkalb "zügeln"
und diesem von einer Kuh die Milch geben, im zweiten Jahr von zwei Kühen,
im dritten von drei und so fort, bis in das siebte Jahr, wo es die Milch
von sieben Kühen bekommen solle. So werde das Kalb stark werden und
mit dem Heinzel raufen können. Als sieben Jahre vergangen waren,
ließ man den Stier auf den Heinzel los, und der Kampf ging an. Beide
stießen und stritten so lange, bis alle zwei tot waren.
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Anmerkung, S. 637