DIE ALTE PFITSCHER KIRCHE
Anstelle der heutigen alten Kirche in St. Jakob in Pfitsch stand vor Jahrhunderten eine noch viel ältere. Es war damals eine Zeit, wo das Volk rauhe Sitten angenommen hatte und selbst vor den heiligsten Dingen nicht haltmachte.
Gerade am Chor jener Kirche trieb man die unmöglichsten Sachen. Man brachte Wein mit, spielte Karten und benahm sich wie in einem Wirtshaus. Daß man sich bei solchen Unterhaltungen um die Vorgänge am Altar nicht viel kümmerte, ist verständlich. Man hatte kaum Zeit, bei der Wandlung mit dem Spiel auszusetzen.
Vier ganz verwilderte Pfitscher waren eines Sonntags ganz in ihr Spiel
vertieft. Erst während der hl. Wandlung, als in der Kirche etwas
Ruhe eintrat, fiel ihnen auf, wie weit es mit der hl. Messe stand. Sie
hatten es aber sehr eilig. Um nun keine Sekunde zu verlieren, rief einer
seinem Nachbarn, der gerade die Karten in der Hand hatte, zu: "Chrischtl,
mischtl, derweil der Herr wandelt!" Da aber kam eine Schneelawine,
fegte die Kirche samt den Frevlern weg und machte somit dem Unfug ein
Ende.
Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 39 f.