DAS ZIROGER MANNL

Auf der Straße den steilen Schelleberg hinan, trieb sich vorzeiten das gefürchtete Ziroger Mannl um. Es neckte die Wanderer auf alle mögliche Weise, besonders gern die Fuhrleute, indem es mit gewaltiger Kraft ihre schwerbeladenen Lastwagen bergauf zurückhielt, bergab aber vorwärtsschob und sie so zu schrecklichem Fluchen reizte.

Endlich wurde der tückische Unhold auf die Ziroger Wand hinaufgebannt, wo er fortan sein Unwesen trieb und durch Heulen, Sausen und Brausen und rollendes Gestein die Hirten auf der Ziroger Alm belästigte. Diese waren daher auf ihrer Hut, daß das Mannl ihnen keinen Possen spielen konnte.

Schwoll aber etwa einmal einer Gesellschaft von Mähern oder Almleuten der Mut, so daß sie sich über das Männlein lustig machten und ihm Spottworte zuriefen, da jagte es ihnen gewiß alsbald irgendeinen heilsamen Schrecken ein, um sich zu rächen!

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 153 und "Schlern", 1923, S. 230