DAS TEUFELSLOCH
In der Gegend über Sax und Garns erhebt sich eine senkrechte Felswand.
In der Mitte hat die Wand ein Loch, und über die Entstehung dieser
Öffnung erzählt die Sage:
Ein Bauer verpfändete dem Teufel seine Seele, wenn er in einem Tag
das ganze Schaaner Ried abmähe und einfechse. Aber vor dem Abendläuten
müsse die Arbeit vollendet sein, sonst habe der Vertrag keine Gültigkeit
mehr. Der Teufel ging fest an die Arbeit und war schon bis zum Binden
des letzten Fuders gekommen, als einermal und unerwartet die Abendglocke
vom Benderer Kirchturm ertönte. Im grössten Zorn über die
mühevolle, fast vollendete und doch vergebliche Arbeit und im bitteren
Verdruss, dass ihm des Bäuerleins arme, christliche Seele entgangen
war, fasste der Teufel den Wiesbaum und schleuderte ihn mit solcher Gewalt
von dannen, dass er wie ein mächtiger Pfeil die Breite des Tales
durchfuhr, über den Rheinstrom flog und im Gebirge jenseits das Loch
schlug, das man von der Zeit an das Teufelsloch nennt.
Quelle: Sagen aus Liechtenstein, Otto
Seger, Nendeln/Liechtenstein, 1966/1980, Nr. 3