DIE WEISSE HAND AUF GUTENBERG
Einst gingen zwei Jungfrauen aus Balzers an einem Sonntagnachmittag in
die Schlosskapelle auf Gutenberg, um zu Ehren der heiligen Anna einen
Rosenkranz zu beten. Mitten in der Andacht erblickten sie auf einmal in
der Ecke der Kapelle ein Häufchen schneeweisse Hobelspäne. Darauf
lag eine schneeweisse Hand, deren Finger goldene, mit Edelsteinen besetzte
Ringe zierten.
Die Mädchen erschraken heftig und ergriffen die Flucht. Während
sie hinaussprangen, hörten sie den Hügel herunter ein Getöse
und eine Stimme rief: "O weh! O weh! Nun vergehen neue hundert Jahre,
bis ich mich wieder sehen lassen darf".
Quelle: Sagen aus Liechtenstein, Otto Seger, Nendeln/Liechtenstein,
1966/1980, Nr. 53