Die Wichtlein bei Trintingen

Im Wischteschberg zwischen Ersingen und Medingen hausten vordem die Wichtelcher, Leute, die einen bis anderthalb Fuß hoch waren. Während des Winters gingen sie sehr oft nachts nach Medingen und droschen den Leuten das Getreide in den Scheunen. Waren sie fertig, so nahm jeder sich ein Täschchen voll mit in seine unterirdische Wohnung. Einst fuhr ein Mann auf genanntem Berge am Pflug gerade über der Wohnung der Wichte, als diese eben mit Brotbacken beschäftigt waren, und der Mann hörte deren Kinder rufen: „Back mir auch Flauch!“ Zuletzt riefen die Wichte von allen Seiten: „Mir auch Flauch! Mir auch Flauch!“ Da konnte sich der Mann nicht mehr ruhig verhalten und er rief von oben hinab: „Mir auch Flauch!“ Um Mittag spannte er aus, und als er nachmittags zurückkehrte, lag ein dicker Flauch auf dem Pfluge.

Während des Winters gingen die Wichtelcher sehr häufig auch auf den Pleitringerhof dreschen. Aus Dankbarkeit ließen ihnen nun einst die Bewohner des Hofes Kleider anfertigen und hängten dieselben in der Scheune auf, damit die kleinen Leutchen sie nehmen und anlegen sollten. Als die Wichtelcher nun nachts kamen und die Kleider sahen, merkten sie, daß sie verraten seien, und eilten fort, um nie mehr zurückzukehren.

Lehrer Robert zu Trintingen

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883