23. [Schmeckostern]
In Mährisch - Trübau freuen sich die Knaben auf das Schmeckostern.
Am Ostermontage sieht man schon früh morgens die Knaben mit ihren „Schmeckostern“ von Haus zu Haus herumlaufen. Diese Schmeckoster ist entweder eine lederne vom Riemer verfertigte Peitsche, oder sie besteht aus geflochtenen Weidenruthen oder aus Süßholz. Für das Schmeckostern erhalten diese Knaben ebenfalls ein Geschenk. Sie gehen schon zeitlich aus, damit sie, da es nur bis Mittags dauert, überall hingehen können; mit dieser Schmeckoster werden nun die Mädchen gewöhnlich an den Füßen gepeitscht.
Erscheint dann der Osterdienstag, so werden die Knaben von den Mädchen wieder mit Schmeckostern geneckt; die Mädchen gehen, aber nicht von Haus zu Haus, empfangen auch keine Gaben dafür, sondern kommt irgend ein Knabe in ein Haus, in dem sich ein Mädchen befindet, so wird er schon früh morgens, wenn er noch schläft, überfallen und gepeitscht.
Auch in andern Theilen Mährens ist diese Sitte. Am Ostermontage werden die Mädchen von den Burschen mit geflochtenen Weidenruthen so lange geschlagen, bis sie sich mit rothen Eiern auslosen. Am Dienstage rächen sich dann die Mädchen.
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Die Sitte des Schmeckosterns scheint im ganzen mittlern1) und auch im nördlichen Deutschland (Kuhn N. Sag. 373 (17) verbreitet. Wir finden es auch in Ungarn (Holitsch etc.). Die Waffe ist gewöhnlich eine Weidenruthe. Mit derselben „karbatschen“ sie die Mädchen und diese zahlen dann am folgenden Tage (Ostermontag) die Schläge zurück. Dafür erhält ein jedes ein gefärbtes Ei.
Dasselbe geschieht in Böhmen, z. B, um Deutschbrod geben die Knaben den Frauen leichte Schläge; dafür bekommen sie ein roth gefärbtes – Ei. Diese alte Sitte scheint einen christlichen Anhaltspunk zu haben. Wenigstens ist dort der Glaube: Nachdem der Heiland auferstanden, sollen sich die Frauen von Jerusalem bei Brunnen und an andern öffentlichen Orten versammelt und sich das wunderbare Ereignis erzählt haben. Die Hohenpriester, welche dieß sahen ließen sie auseinander treiben, damit das Volk nichts davon erfahre.
Im „Oberlande“ Böhmens (Komotau, Saaz) wird diese Sitte das „Eierpeitschen“ genannt. Schon in der Charwoche [Karwoche] besorgt der Vater für seinen oder seine Knaben einen kleinen Vorrath von Weidenruthen. Diese werden je sechs oder acht mit seidenen oder bunten Kattunstreifen festgebunden, und von unten bis oben mit ähnlichen bunten Schleifen von der Breite eines Fingers geschmückt. Diese Ruthe heißt „Osterschmück“. Am Ostermontage frühzeitig begibt sich nun im Festgewand der Knabe - ein Tüchlein bei den Zipfeln haltend, - auf die Wanderung zu Pathen, Vettern und etwa auch andern reichern Leuten, wo Mädchen sind, tritt vor die Zimmerthür und ruft:
Rothe Eier heraus,
Oder ich peitsche die Madeln aus!
Nun bekommt der Knabe gefärbte oder auch ungefärbte Eier, beim Vetter oder bei der Frau „Mahm“, auch wol noch einige Kreuzer, ein Stückchen Osterlaib u. a.
In Miltigau findet das „auspeitschen“ am Tage der unschuldigen Kinder statt. Man sammelt nämlich am Barbaratage (4. Dezember) die sogenannten Barbarakätzchen, legt sie in Wasser an einen warmen Ort, damit die Kätzchen bald austreiben, und zu Weihnachten sind gewöhnlich die Knospen offen. Nun werden die Zweige in Büschel gebunden, und mit den so erhaltenen Ruthen gehen die Burschen des Dorfes zu den Mädchen und peitschen diese damit, wofür sie dann Bier, Branntwein und Kuchen von den Mädchen zum Geschenke bekommen.
In Untersteier besteht die Sitte des peitschens nur unter Kindern und zwar am Tage der unschuldigen Kinder.
1) z. B. in Dreihausen bei Marburg in Hessen findet das „Schmackustern“ statt.
Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 300ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
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