25. [Das Sonnehoppen]
Es herrscht in österr. Schlesien der Glaube an das sogenannte "Sonnehoppen" (Sonnehüpfen). Das Volk glaubt nämlich, daß am Ostersonntage die Sonne zur Freude der Wiederaufstehung des Erlösers dreimal springe. Man meint, es sei an demselben Tage, an welchem der Heiland erstanden ist, die Sonne dreimal vor Entzücken aufgesprungen; und dieses soll sich nun am Ostersonntage stets wiederholen, so lange die Welt besteht.
In Weidenau, Jauernig, Saubsdorf etc. begibt sich am Charsamstage [Karsamstag] Abends eine Prozession, aus Männer bestehend, auf eine Anhöhe, um am folgenden Morgen das Schauspiel des Sonnenaufganges genau zu betrachten und die Sonne springen zu sehen.
Sogar ein Kreuz und Fahnen aus der Kirche tragen sie dem Zuge voran, andächtige Lieder werden gesungen zur Ehre des Welterlösers.
Endlich erreichen sie die Anhöhe, und mit ihr den zur Ruhe ausersehenen Platz. Ein Feuer wird angezündet, um das sich die Leute lagern, die den mitgenommenen Speisen und der Brantweinflasche tapfer zusprechen. Dann werden heilige Lieder gesungen oder sie beten. Gewöhnlich schlafen sie ermüdet ein und erwachen, wenn die Sonne schon hoch am Himmel steht.
Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 302f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
© www.SAGEN.at