63. [Spirifankerl]
Das aus dem Ei einer schwarzen Henne ausgebrütete Teufelchen heißt in Nieder- und Oberösterreich Spazifankerl oder auch Spirifankerl (vergl. Schmeller I. 543. III, 575 fg.).
Wenn ein Mensch recht ausgelassen und überall dabei ist, so sagt man in Nied. Österr. (z. B, Trumau): Dås is do' e rechts Sbirifankerl; statt dessen aber auch Årainl. Wenn einer viel Geld hat und man weiß nicht woher, so sagt man, das Årainl habe es ihm gebracht. Will man einen schlimmen Menschen oder ein ausgelassenes Kind schimpfen, so sagen manche zu ihm: Du bist e rechts Årainl.
Die Dienstzeit eines solchen Teufels dauert nur 7 Jahre. Während dieser Zeit muß man ihn in eine Schachtel oder Flasche sperren. Öffnet man sie, so springt er heraus, und nimmt eine immer größere Gestalt an, so daß man ihn nur mit List wieder hineinbringen kann. Vor Ablauf der 7 Jahre sucht ihn jeder los zu werden und zwar für 3 Pfennige. Geschieht das nicht, so ist der jeweilige Besitzer ein Opfer des Teufels.
Man erzählt sich, daß ein solcher Behälter mit dem Teufelchen an einen zweiten oder dritten verkauft worden, ohne daß es dieser gewust habe. Ein Käufer ward einmal durch die Worte überrascht: Ich bin dein und du bist mein.
Nach dem Volksglauben in Mährisch-Trübau kann auch ein schwarzer Hahn das Geld vermehren. Gibt man ihm täglich frischen Hafer, so liegt jeden Morgen ein Thaler unter dem Hahn.
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Wir haben bei den Schatzsagen einiger abergläubischen Gebräuche Erwähnung gethan, die sich auf Geldgewinnung beziehen z. B. des Christofelsgebets. Schon Wolf (Beitr. I,99. II,91) erwähnt des Christofelsgebets, das in Köln im Gebrauch sei. In Österreich ist es noch weit und breit bekannt. Es muß auch anderwärts vorkommen. Vor mir liegt eine „dissertatio theologica casualis de invocatione S. Christophori ad largiendos nummos, vom Christophels-Gebet.“ Von J. A. Tafinger; Tubingae 1748. Diese Abhandlung ist gegen solchen Aberglauben gerichtet. In der Legende 1) vom Christträger liegt nichts, was Veranlassung gegeben hätte ihn als Geldspender anzurufen. In dem Gebete (formula ex germanico in latinum idioma fusa) wird Christof vom Knaben Jesus angerufen „Offery“. Und nachdem er ihn getauft, spricht er: Non amplius vocabere Offery sed Christophorus, ego te creo thesaurarum tibique do potestatem in omnes thesauros in terra abditos etc; ferner heißt es in der Formel hac nocte nobis afferas 300000 florenos bonae monetae etc. – juva nos et affer genuinum aurum, bonos ducatos etc..
Das Volk beschwört auch einen Geist Astarot („est nomen idoli Syrii;“ s. Sam. 7,3; 1 Buch der Kön. 11,5. 2 Kön. 23,13 u. a.); fingunt ejusmodi conjuratores nomina angelorum et ganiorum malorum hebraica, arabica etc.
Ferner heißt es in der Dissertation: provocare videas ad virunculos sive colabos et καταχφονίους
Die Berg-Männlein, qui apparere dicuntur in fodinis etc.; provocantur et ad virunculos mandraogricos aliosque, die Geldmännlein, queis acquiri opes posse credit superstitiosa gens, et albam foeminam, die weiße Frau, per quam magnus aliquando thesaurus detectus esse dicitur. — Es muß im Mittelalter auch die Anna angerufen sein ad numos elargiendos; wenigstens sagt die Dissertation: quod munus aliâs vindicatur Annae, uti olim apud gentiles, Junoni tributum fuit. In der Apolog. Aug. confess. art 9 heißt es: haeret et hic error apud doctos, quod singulis sanctis certae procurationes commissae sint, ut Anna divitias largiatur etc.
Schließlich sei noch bemerkt, daß manche in Österreich zur heil. Jungfrau Corona beten um „99000 Dukaten gangbarer Münze."
1) bei Jac. De Vorag. und Pfeiffers Seelentrost Nr. 94.
Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 262ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, April 2005.