Beleg 44 -47 [Offenbarung des Schicksals]
44. Sieht man vor Sonnenaufgang durch ein frisch gelegtes Hühnerei. in welches zwei Öffnungen gemacht sind, gegen Sonnenaufgang, so sieht man verschiedene dunkle und unklare Gestalten und Figuren, welche ausgelegt werden und zukünftiges verkündigen. (Daselbst)
45. Die Langschläfer können in der Thomasnacht ihrem Fehler abhelfen, wenn sie vor dem schlafengehen den heiligen Veit mit folgenden Worten anrufen: Heiliger Sankt Veit, weck' mich auf zu rechten Zeit, daß ich mich nicht verschlafe, und zur rechten Zeit erwache. (Dasselbe auch in Westfalen.)
46. Wenn man sich in der Thomasnacht so in das Bett legt, daß der Kopf dort liegt, wo gewöhnlich die Füße liegen, so geschieht alles, was man in dieser Nacht träumt, im folgenden Jahre.
Will man wissen, was man werden wird, so schreibt man mehrere Handwerke auf Zettel, legt sie unter das Kopfküssen, und nimmt dann um Mitternacht einen Zettel hervor; was auf diesem steht, das wird man. (Nied. Österr. Nr. 5.)
47. In Poppendorf (Steiermark) soll es in einem fast verfallenen Wirtschaftsgebäude, das einem geizigen gehört hatte, nicht geheuer sein. Darin befindet sich noch ein Butterfaß, das die Eigenschaft besitzt, demjenigen der es in Bewegung setzt, sein zukünftiges Schicksal zu offenbaren. Er muß nämlich ein Ohr auf die Öffnung des Fasses legen. Glockengeläute bedeutet seinen baldigen Tod, Musik zeigt seine baldige Verheiratung an.
Eine Dirne vernahm am Thomasabende ersteres, und soll bald darauf gestorben sein. Und am Thomasabend jedes Jahres soll das Mädchen in jener Hütte am Butterfaß stehen und bereit sein jedem Sonntagskinde Aufschluß über seine Zukunft zu geben.
Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 342f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Juni 2005.