19. [Die 4 schwarzen Kater]
In Kunowitz (bei Hradisch) war ein Bauer, der sehr geizig war; er scharrte Geld zusammen, so viel' er nur konnte, gieng dann mit diesem Gelde, das er in einen eisernen Topf that, in die Scheuer, grub in einer Ecke ein Loch, steckte den Topf hinein, und übergab den Schatz dem Teufel mit folgenden Worten: Nur der soll den Schatz bekommen, der denselben mit vier schwarzen Katern ausackert. Er gieng dann nach Hause, und sagte niemandem ein Wort davon. Aber er war bei der Handlung nicht allein, er hatte einen Zeugen; sein Knecht war nämlich auf dem Boden der Scheuer und sah und horte alles, was vorgieng. Nach einiger Zeit starb der Bauer, ohne eine Erwähnung von dem vergrabenen Schatze gemacht zu haben; die Witwe wuste, daß ihr Mann Geld gehabt hatte, aber wohin er dasselbe verborgen, das wuste sie nicht, und versank beinahe in Armut. Der Knecht, der fürchtete, sie möchte ihn entlassen, arbeitete viel fleißiger als früher. Und so durfte er bleiben. Jetzt suchte er im Orte vier schwarze Kater zusammen, machte ihnen einen kleinen Pflug, übte sie im Garten im ackern, und fütterte sie dabei recht fleißig. Als er sie schon hinlänglich eingeübt glaubte, gieng er eines Abends ans Werk; er muste aber mehrere Stunden ackern, denn der Boden der Tenne war sehr hart. Als er den Schatz heraushob, erschien ihm der Hüter desselben, aber der Knecht fürchtete sich nicht, denn er war darauf gefasst. Mit dem Gelde kaufte er sich ein Haus und gründete sich ein eigenes Heimwesen.1)
1) Vergl. Kuhn nordd. Sag. 11, und S. 468. Gr. Myth.
929.
Quelle:
Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken,
Wien 1859. S. 138f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.