14. [Die Sündstadt]

Nach einer andern Überlieferung stand in der Nähe von Reihwiesen (unweit Freiwaldau) eine Stadt, Sündstadt genannt. Diesen Namen erhielt sie daher, weil die Einwohner sehr schlechte Leute waren und trotz allen Ermahnungen in ihrer Bosheit verharrten. Zur Strafe für diese Verstocktheit sollen sie von Gott durch Feuer vertilgt sein; die Stadt versank und die Stelle wurde mit Wasser angefüllt. Von den Einwohnern blieb nur der Sauhirt übrig, der zu Zeiten aus dem Teiche zum Vorscheine kommt und die Herden, die in der Nähe weiden, in den Teich treibt, wodurch er den Landleuten vielen Schaden anrichtet. Er hat das Aussehen wie verrostetes Eisen; wenn er aus dem Teiche herauskommen will, gibt er es vorher dadurch kund, daß er mit seinem Zauberstocke den Schlamm umrührt, wodurch Dampf und Schwefelgeruch aus dem Teiche aufsteigt.

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Wir haben hier die letzten, fast unkenntlichen Trümmer kosmogonischer Mythen, die trotz der Besonderheiten dennoch mit griechischen und asiatischen auf gleichem Grunde beruhen. Merkwürdig ist die weite Verbreitung der Sage von der großen Flut oder Sinflut [Sintflut]. Dieser Sagenkreis verdiente eine erschöpfende Behandlung, Mit dem was Grimm (Myth. 54l ff.) mitgetheilt hat, wäre zu vergleichen: Müllenhoff, holst. Sag. Seite 129 ff. Vernaleken, Alpensagen Nr. 35. A. Humboldts Ansichten der Natur 1, 240.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 365f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Juli 2005.