50. [Der Hehmann]
Zu den mythischen Personifikazionen gehört auch der in Österreich hie und da vorkommende Hehmann (vergl. Panzer, bair. Sag. 2, 81: Helmann, Hetzmann). An der Krems gleicht er einem Hausgeiste, indem man von ihm erzählt, daß er gern in Stall und Küche arbeite. Einmal kam ein Geistlicher, um ihn zu erlösen, weil er durch sein necken und spotten den Leuten verleidet war. Der Hehmann sagte aber zum Pfarrer: Du hast deiner Mutter einmal ein Ei gestolen, du Dieb! Seit jener Zeit hauste der Hehmann als Quälgeist immer ärger, insbesondere im nahen Walde, wo er die Leute irre führte. Seitdem aber dieser Hehmann das Haus des Bauern verlassen, hatte dieser kein Glück mehr.
In Policzka (Böhmen) wird ein Waldgeist von seinem Rufe he, he! so genannt. Wer ihn verspottet, dem huckelt er auf. und er muß die schwere Last tragen. Man schildert ihn als großen Mann mit schwarzem Mantel.
In der Umgebung von Semlovitz (im Pilsner Kreise) ist ein Wald, in welchem „Hehmänner“ sein sollen. Diese verwunschenen Menschen schreien, wenn jemand in ihre Nähe kommt: Heh, wo geb' ich's hin? Eines Tages gieng ein Mann durch diesen Wald. Da hörte er den Hehmann rufen. Er glaubte es mache sich jemand einen Spaß, und rief: gib's nur dorthin, wo du es genommen hast. Dadurch ward der Hehmann erlöst; aber von dieser Stunde an hörte und sah man nichts mehr von dem Manne, und die Leute sagten, er müsse nun statt des erlösten Hehmannes schreien.
Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 241f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, April 2005.