21. [Der Wassermann verlangt gefleckte Kälber]
Bei Plumenau (Mähren) ist ein Teich, an dessen Ufer ein Wassermann
erschien, der immer größer und größer ward. Eines
Abends erschien er einem Manne, und als dieser sich zur Wehre setzte,
wollte er ihn in's Wasser ziehen. Der Bauer bat um Schonung, und der Wassermann
sagte: Gut, ich schenke dir das Leben, wenn du mir alle drei Monden ein
Kalb zum Teiche bringst, das weiß und schwarz gefleckt ist. Dann
gab er ihm ein Pfeifchen, mit welchem er ihm jedesmal rufen solle. Zweimal
gelang es dem Bauern ein solches Kalb aufzutreiben, aber beim dritten
Male strich er einem weißen Kalbe schwarze Flecken an und brachte
es. Der Wassermann betastete das Thier, allein das aus seinen Fingerspitzen
tropfende Wasser tilgte die schwarzen Flecken. Der Wassermann sah sich
betrogen und zog den Bauern mit sich in die Tiefe.
Quelle:
Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken,
Wien 1859. S. 193
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.