17. [Der gespenstige Schimmel]
In Mödling (Nied. Österr.) erzählte ein Mann, welcher
allgemein unter dem Namen Fischjogl (Jakob der Fischer) bekannt ist, folgendes:
I glaub nöt, daß's Geista gibt, åba daß am oft
wås untakimmt, über wås am dö Grausbirn aufsteig'n,
håb i ån mir selber dafåhrn. In mein Leb'n san ma drei
Stickl begegn't, dö ma no so lebendi vor da Seel' stengan, åls
wänns itzt gschechat.
I kånn valleicht so a siebazehn Jåhr ålt gwesn sein,
und woar eng g'wåchs'n wiar a Bam, und g'fürcht
hält' i mi nöt vorn Teufel und seina Großmuada, wånns
kumma war'n, I bin g'råd freigsprocha worn (müaßts wissen
i bin a g'lernta Zimmamån) und wår drenta da Dahndorfa Hoad
in da Lehr; und weil i a Geld auf Pfingsten zan Aufdinga (Geselle werden)
braucht håb, bin i za meina Muada gånga, dö eppar a fünf
Stund oba da Hoad (Heide) in Wimpassing, g'lebt håt. I bin um a
siebani auf d'Nåcht fortgånga, weil ma då erst Fei'råb'nd
g'måcht håb'n. Es wår dö Nåcht, zwisch'n
an letzten Aprül und ersten Mai. Mir håb'n g'råd Vollmon
[Vollmond] g'håbt, und weil i den Wech schon vil hundad mål
gånga bin, hab i mi nöt fürchten derfa, daß i mi
vageh'n tat. Wia ri so schon in da Mitt'n von da Hoad bin, und i schon
meini Füaß g'spürt håb, will i ma so a Rössal
danafånga, (wia dort sogar bei da Nacht viel hundad gråsen
tan) wås i a schon öfta probird Håb, wo ri mi nåcha
auf's Roß g'setzt håb, und außi g'ritten bin. Vorn Doarf
håb i erm an Renna geb'n, daß a wida wir da Sturmwind z'ruckgflog'n
is. Åba g'rad heunt is ma koans untakema. Då håb i schon
an Grand kriagt, und bin von Wech weita in d'Hoad einigånga und
håb dabei mei Leibliadl g'sunga: "Auf da Dahndorfa Hoad hat's
an Schneidå vawaht, jå es gschiacht erm schon recht, wårum
naht a so schlecht." Auf oanmål siach i an Schimmel, der umag'sprengt
is, åls wånn a winni wa. I åba håb mei Kurasch
[Kurage] z'såmmaklaubt, und håb erm a Stickl Schmolln hing'hålten,
und håb ållawal g'schrian: Sö! Schimmel! Sö! Glaubt's,
dös verdrackte Vich is ma zuagånga, jå an Schmårn,
der is ållamal rundumadum umi umag'schob'n, daß i schon gånz
damisch wurn bin, auf oamål hat a g'juchazt, und is ågräult.
Wås wår jtzt z'thuarn! Kan Roß wår weit und broat
nöt z'segn; nix ånders, åls d'Haxen in d'Hånd z'nehma,
und schaun wiar i selba weita kim. Jå, åba jtzt wår
guada Råt teua, denn i hob mi nimma z'erinern g'wüßt,
in welcha Geg'nd der Wech lieg'n kunt; denn dös sakrische Rössel
håt mi ållawal in Kras uma g'führt. Da bin i hålt
a so a 5 a 6 Stund auf's g'råte wohl fort ghatscht, üba Wies'na,
Acka, Felda und Tümpf, dö i mei lebta no not geseg'n håb,
obwohl ma fåst auf dera Hoad jeda Stoan bekånnt wår.
Jtzt wårs ma åba schon z'dumm, denn mir is schon gånz
entrisch wor'n, weil i schon nimma g'wüßt håb', wiar
i d'rån bin. Dabei wår i schon so hin, daß i nimma weida
kinna hätt'. Auf oamål håb' i unta meini Füaß
a schön's lång's Grås g'schpirt, und z'gleich is da Mon'schein
åbi gånga. In da Finsta war i auf d'letzt går no in
an Grab'n g'fåll'n, i hau mi also, bums di Natzl, in's Grås
eini, und in 5 Minuten håb i g'schnårcht wia r [sic] a Råtz'
[Ratte]. Wiar i munta wiar, schau i auf, åba wås is denn dås,
d'Sunn steht jå schon mitt'n aum Himmel, und wo lieg i denn, wås
glaubts wo, schnurgråd untan Gålling nebn an Schinderhaus
von Dahndorf, von wo i gestern um sibeni auf d'Nåcht fortgånga
bin. In den Augenblick denk i dran, daß ma heunt in 1. Mai håb'n,
und jtzt håb i ma selba a Dern åbag'haut, und håb zu
mir g'sågt: åba Jågl, is da denn dös nöt frü'er
eing'fålln, daß in da vawichana Nåcht d'Hechs'n auf
da Hoad z'såmmkemman, und daß da Schimmel gånz g'wiß
a Hechs' [Hexe] g'wes'n is, und dös glaub i bis am heundigen [heutigen]
Tåg.
Quelle: Mythen und Bräuche
des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 38ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.