27. [Mönche tragen den Kopf unter dem Arme]
Unfern dem Badeorte Pyrawart im V. U. M. B. liegt das Örtchen Gaunersdorf. In demselben soll ein Mönchskloster bestanden haben, das später von den kuruzzen und ungerischen "Malcontenten" (17. Jahrh.) zerstört wurde, wobei sämmtliche Mönche "um einen Kopf kürzer" gemacht wurden. Die frommen Männer aber konnten selbst nach dem Tode nicht von der Stätte lassen, auf der sie einst alles irdische Leid in erbaulicher Betrachtung vergessen hatten. In den Rauhnächten will man sie um Mitternacht in feierlichem Zuge zur Stelle wandeln sehen, wo die Trümmer ihres Klosters lagen. Jeder von ihnen trug dabei seinen Kopf, der ihm von dem Feinde war abgeschlagen worden, unter dem Arme, Beobachtet werden wollten sie nicht; ja sogar einem Ziegenbocke, der ihnen einmal unversehens in den Weg lief, soll der Kopf nach hinten gedreht worden sein.1)
1) Vergl. "D'Mana 'r ohni Köpf"
in J. G. Seidls nieder-österreichischen Gedichten. Wien, 1844. S.
256-263, welches "g'spaßigi G'schicht'l" auf dieser Sage
beruht. (Mittheilung von J. G. Seidl)
Quelle: Mythen und Bräuche
des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 53
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.