3. [Der vierte Huf]
Wenn man von Gois (am Neusiedlersee) aus durch die Weingärten in
den sogenannten Wuterwald kommt, so sieht man rechts vom Fußwege
einen Felsblock, den sogenannten Hufstein, in der tiefen Schlucht des
Wildbaches stehen. Auf der Spitze desselben ist ein hufeisenförmiger
Eindruck, von dem man sich folgendes erzählt.
Als einst der wilde Jäger mit seinem Pferde jagte, kam ein furchtbares
Gewitter, und der wilde Jäger gab seinem Pferde die Sporen, Als er
aber über den Wildbach nicht setzen konnte, wälzte er den Felsblock
in das Wasser, setzte mit einem Sprunge auf den Fels, und Jäger und
Roß wurden von den Wellen verschlungen. Das hatte der Wassermann
bewirkt, und froh darüber, daß er Rache genommen an dem Reiter,
sandte er einen Blumenstrauß aus der Tiefe, welcher aber von den
Wellen auf den Fels geschleudert wurde, wo er noch heute versteinert gesehen
wird. Nur den vierten Huf des Rosses hat der Wassermann nicht finden können,
darum sucht er ihn noch bis zum heutigen Tage.1)
1) Wie hierein Huf mangelt, so fehlt Wuotans
Rosse oft auch ein Bein. Vergl. Wolfs Beitr. 1,21
Quelle: Mythen und Bräuche
des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 24
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.