16. [Der Teufel fest und gepeinigt]

Zu Schönwald in Mähren hatte sich ein Schmied aus Noth [Not] dem Teufel verschrieben. Als er einst trübsinnig am Flusse saß und fischte, kam ein Mann zu ich, der sich nach seinen Verhältnissen erkundigte. Darauf begehrte der Fremde, er möge ihn in seine Wohnung führen. Dort sagte er: Alles was du dir wünschest, wird dieser Tisch dir verschaffen; auch will ich dir Gewalt geben über die Teufel. Dann entfernte sich der wunderbare Fremde, und der Schmied sprach zum Tische, er wünsche Suppe, Braten, Wein etc. und gleich stund alles da. So wurden eine Zeitlang alle seine Wünsche erfüllt; es fehlte ihm auch nicht an Arbeit und an Gesellen.

Nach einigen Jahren erschien der Teufel zum zweitenmale. Der Schmied bat ihn so lange sich zu setzen, bis er sich angezogen habe. Der Teufel setzte sich auf einen Stuhl, dessen Harz ihm so anklebte, daß er lange fest saß. Nach vielen Bitten und Versprechungen machte er den Teufel los. Als dieser aber sein Begehren erneuerte, gieng der Schmied mit ihm. Draußen bei seinem Garten sagte der Schmied, er habe den ganzen Tag noch nichts gegessen, darum möge er doch auf jenen Kirschbaum steigen und ihm einige Kirschen pflücken. Der Teufel that es, weil er selbst gern Kirschen aß. Als er aber herunter steigen wollte, konnte er sich vom Baume nicht losmachen, und muste einige Jahre auf den Ästen zubringen. Auf vieles bitten machte ihn endlich der Schmied frei und der Teufel eilte von dannen.

Nach etlichen Jahren kam er aber wieder, mit 30 kleinern Teufeln. Und er sprach zum Schmied, entweder müsse er nun mit ihm oder mit seinem Gefolge gehen. Da brachte der Schmied einen großen Kohlensack herbei und sagte, er wolle mit dem Teufel gehen, der in den Kohlensack hineinspringen könne. Sogleich sprangen alle hinein, und der Schmied schnürte den Sack zu, rief seine Gesellen herbei, und auf dem Amboß hämmerten sie aus Leibeskräften auf die Teufel los. Darauf entließ er sie.

Bevor der Schmied starb, befahl er den seinigen, sie sollten ihm in den Sarg seine Schürze, seinen Hammer und seine Zange legen. Das geschah auch. Und als der Schmied zur Hölle kam, that [sic] der Wächter einen Schrei, weil derjenige ankam, der sie habe zermalmen wollen. Man verschloß die Thür [Tür] und der Schmied begab sich nach dem Grabe zurück.1)

1) In Österreich gibt es eine große Menge von Sagen, in denen der Teufel betrogen wird. Der Grundgedanke ist überall derselbe, darum theilen [sic] wir hier keine mehr mit. Teufelssagen scheinen in Österreich überhaupt zahlreicher zu sein als anderswo.


Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 93f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.