3. [Der Dodamon]
Wir theilen [sic] nun ein zweites Lied mit, das gewis viel jünger als das erste ist.
1. Onamirl, dicki Dirl, geh mit mir in Keller,
um a Weinl, um a Birl,2) um an Muschkateller.
2. No so gehn ma glei mitsåma, daß uns koan nix g'schiacht,
sauf ma a glei mitanånda, daß uns da Dodamon net siacht.
2) Bier. Dem Reim nach könnte die Strofe auch vierzeilig geschrieben werden.
3. Wir i des såg1), mir woas a so, kumt eina bei da Thir [Tür]
da Dodamon mit'n Håwastoh2),und stellt si glei zo mir.
4. Mir fångts då glei zon gruseln ån, da Kopf wird ma gånz hoaß,
wir i den schiachen3) Dodamon neb'n meina4) sitzen woaß.
5. I trau ma nimma aufz'schaun mehr und fåll vur Ängsten um,
und wir i wida aufstehn thua, woa's finsta umadum.
6. In Dodamon den håb i g'seg'n, de's, Leidln, glaubt's ma g'wis:
er håt an enzdrum Buckl g'håbt, und a drum Nåsn in sein G'friß.5)
Hier trägt der Tod eine Sense zum Hafermähen; auffallend stimmt damit überein, daß in dem bekannten Kinderliebe (s. meine Alpensagen S. 119 und 120) die dritte der Nornen Haferstroh schneidet (oder spinnt). Diese dritte Norne ist die Norne des Todes. Wenn hier die männliche Todesgottheit, der Dodamon, mit einer Hafersense erscheint, so ist es vielleicht erlaubt, an den Gott der Ernte, an Wuotan, zudenken.
1) Wie ich dieß [dies] sage. 2) Sense zum Hafermähen.
3) schiach heißt häßlich, auch zornig. 4) Neben mir.
Neben u. a. Präpos. regieren im österr. den Genitiv. 5) Vergl.
S. 70 Str. 7 enz ist Verstärkungssilbe. G'friß: g'wis reimen
richtig, beide i sind gedehnt. Die Ausdrücke G'friß, Fressen,
Fratze für Gesicht sind in den Mundarten gewöhnlich.
Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 71f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.