Der erschlagene Franzose
In der Zeit, als Österreich von den Franzosen besetzt war, ging ein französischer Grenadier durch Wiesen. Auf seinem Gewehr hatte er einen toten Hasen hängen.
Als einige Bauern ihn gesehen hatten, verbreitete sich die Kunde sofort durch das ganze Dorf. Alles lief herbei, und der Franzose wurde gefangengenommen. Er wurde zum Jägerbründl geführt, und man saß über ihn zu Gericht.
Die Leute hielten ihn für einen Spion und fürchteten, er werde sie verraten.
"Er muß erschlagen werden!" schrien sie immer wieder.
So wurde er zum Tode verurteilt. Nicht einmal der Pfarrer des Ortes vermochte mit seinen Bitten um Begnadigung etwas zu erreichen. Der Franzose wurde gepackt und auf den Spiegelanger geführt.
Jetzt erst, als er die entschlossenen Mienen der Leute und den Geistlichen mit dem Kreuz sah, gewahrte er entsetzt den Ernst seiner Lage. Er fiel auf die Knie, bat mit gefalteten Händen, zeigte, daß er zwei kleine Kinder daheim habe - alles vergebens.
Erbarmungslos wurde er erschossen. Seine Grabstätte kann man heute
noch am Spiegelanger sehen.
Quelle: Sagen aus dem Rosaliengebirge, August Strobl, in: Heimatkundlicher Familienkalender, St. Pölten 1949, S. 181f, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 187.