Der Geiger und die Hexen
Als einmal ein Windener Geiger von der Hochzeit in Jois nach seinem Heimatort zurückkehrte, hielten ihn bei der Quelle mehrere Hexen auf, die gerade ein Fest feierten. Der Mann mußte ihnen auf seiner Geige zum Tanz aufspielen. Dann bewirteten die Hexen ihren Gast mit guten Bäckereien und bestem Wein. Dieser aß davon sehr viel. Als man vom nahen Kirchturm her zwölf Uhr schlagen hörte, sagten die Hexen, er könne jetzt gehen. Da brummte der Geiger und sagte:
"Jetzt werd' ich's halt kriegen von mein' Weib!"
Sie würden ihm schon etwas einpacken, damit sein Weib nicht brumme,
sagten die Hexen. Sie holten ein Säcklein und füllten es mit
der guten Bäckerei. Als der Mann heimkam, schimpfte seine Frau mit
ihm. Da tröstete er sie und gab ihr das Säcklein. Das Weib war
neugierig und öffnete es. Da waren lauter Roßknödel und
Kuhscheiter [getrocknete Kuhfladen] darin. Da erschrak der Mann sehr,
denn jetzt wußte er, was er gegessen hatte. Seither trägt diese
Quelle den Namen "Hexenbründl".
Quelle: Rosa Margl, Sagen aus Winden, in: Volk und heimat IV (1951), Nr. 15, S. 2, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 69.